Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Heute gibt es, zum ersten Freitag im September, die erste Folge im Zuge des „Lieder-Abos 2020“.
Es trägt den Titel: „Ich kann nicht nein sagen“. Ich habe es vor rund 20 Jahren geschrieben. Bei meinen Live-Konzerten (so sie denn möglich sind) ist es immer noch im Einsatz, gerne als erste Zugabe, denn: da kann man ja nun wirklich nicht „Nein“ sagen …
Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Aus aktuellem Anlass gibt es heute eine etwas ausführlichere Erläuterung. Morgen ist der 03. Oktober, ein Feiertag. Dieses Mal ein „runder Geburtstag“. 30 Jahre Mauerfall: „Tag der deutschen Einheit“.
Im Frühjahr 1989 befand sich die DDR in ersten Auflösungserscheinungen, die nicht zu überhören waren. Im April erhielt ich zu meinem Erstaunen eine Einladung aus der DDR, im November auf dem einwöchigen Jahrestreffen der Ostdeutschen Kabarettisten und Liedermacher in Ost-Berlin mein aktuelles Kabarett-Programm zu spielen. Das klang höchst spannend, versprach eine interessante Angelegenheit zu werden und ich sagte spontan zu. Die weiteren Vertragsverhandlungen gestalteten sich dann insofern schwierig, als dass man in der DDR nicht so einfach anrufen konnte, z.B., um Detailfragen über den konkreten Ablauf zu besprechen. Das wurde dann größtenteils über Wochen hinweg, oft in Form von „Telegrammen“ (die nicht mehr ganz so jungen Menschen erinnern sich noch) bewerkstelligt. Als Auftrittstermin war der 21.11.1989 vorgesehen. Dann fiel aus heiterem Himmel am 09. November die Mauer. Gut eine Woche nach Mauerfall machte ich mich dann mit meinem „Nissan Bluebird-Kombi“, meiner Gitarre und einem DDR-Visum auf den Weg in Richtung „Wabe“, einem großen Kongresszentrum in Ost-Berlin. Mein damaliges Kabarett-Programm trug dann auch noch zufällig den sinnigen Titel „Ich bin so frei“. Was mich erwartete unter all den Ost-Kollegen war eine emotionale Gemengelage zwischen Euphorie („…endlich frei!“) und Depression („…wie soll es weiter gehen?“). Ich sah, wie viele regimekritische ostdeutsche Kabarettisten und Liedermacher ihre Programme quasi auf den Müll schmeißen mussten. Der Feind war weg und damit zunächst auch einmal der Sinn und Zweck ihres künstlerischen Schaffens. Unter diesen aufwühlenden Eindrücken schrieb ich irgendwann nachts um zwei in einem Hotelzimmer in Ost-Berlin das „Requiem für den toten Feind“. Darin heißt es: „Es wird eine große Narbe bleiben, die geht quer durch unser Land…“. Diese Narbe ist heute, 30 Jahre später, immer noch sichtbar.
Mit „vereinten“ Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Die Seefahrer in früheren Zeiten, denen weder ein Kompass noch ein Navi zur Verfügung stand, orientierten sich an den Gestirnen.
In der Corona-Zeit sind viele Dinge, die wir für selbstverständlich hielten, ins Wanken geraten. Die Welt verändert sich in einem Tempo, mit dem wir kaum noch Schritt halten können. Man fragt sich: Wo geht es lang? Bin ich noch auf dem richtigen Dampfer?
Für mich sind viele Lieder bis zum heutigen Tag Orientierungspunkte, Wegmarken und Fixsterne, auf die ich mich immer verlassen konnte. Lieder sind wie Kinder: Sie wachsen heran, werden groß, beginnen ein Eigenleben zu entwickeln und bringen manchmal nach Jahren immer noch neue überraschende Perspektiven ins Spiel. Wenn mich jemand fragt, wo ich hin gehe, dann sage ich: „Always on the way back home …!“
Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Übermorgen ist der 2. Advent. Das Jahr 2020, das wir wohl so schnell nicht vergessen werden, dreht seine letzte Monatsrunde. Die Weihnachtszeit wird oft in einem Atemzug mit dem Adjektiv des „Besinnlichen“ in Zusammenhang gebracht. Zur „Besinnung“ zu kommen ist ja auch per se schon mal nichts Schlechtes.
Die Corona-Zeit hat uns den Spiegel vorgehalten. Die Welt und damit unser Leben ist nicht mehr so berechenbar, wie wir geglaubt haben. Aber ist die Welt je berechenbar gewesen? Schon Albert Einstein ist mit dem Versuch eine „Weltformel“ zu finden grandios gescheitert. Nichtsdestotrotz versprechen uns IT-Spezialisten, es gäbe für jedes menschliche Problem eine technische Lösung. Sie nennen das „künstliche Intelligenz“, wobei ein unerwarteter Stromausfall oder kleiner Zahlendreher zwischen Null und Eins in Sekundenbruchteilen die ganze Operation in „analoge Dummheit“ verwandeln kann.
Das Mantra der digitalen Welt lautet: Immer auf dem „Laufenden“ sein! Aber was ist das Laufende überhaupt? Ist das Laufende ein Selbstläufer, das uns zum Mitläufer machen will? Laufe ich überhaupt noch selbst oder werde ich gelaufen? Ticke ich oder werde ich getaktet? Und jetzt mal im Ernst: Was wären wir denn eigentlich ohne unsere Fehler, Macken, Marotten, Eigenarten, Launen, Befindlichkeiten, Irrtümer, Bauchgefühle und ohne unsere Unberechenbarkeit; alles – nur keine Menschen mehr. Dieses wäre doch ein echter Luxus, den man sich leisten sollte, nämlich: Immer für eine Überraschung gut zu sein. In diesem Sinne,
mit besinnlich-musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Der erste Freitag im Monat ist direkt der erste Tag im neuen Jahr; - eine Punktlandung für das „Lieder-Abo“ sozusagen. An diesem symbolischen ersten Tag des Jahres möchte ich euch eine Botschaft in Form eines Liedes senden, ursprünglich ein Liebeslied, geschrieben um die Jahrtausendwende.
Wir haben alle ein in jeder Beziehung „intensives‘ Jahr hinter uns. Ein Virussturm ist über uns hinweg gezogen, der noch nicht besiegt ist und er hat Schäden hinterlassen, die in ihrer Gänze noch nicht abzusehen sind. Wenn wir in jedem Menschen, dem wir begegnen, einen potentiellen Virenträger sehen, dann macht das etwas mit uns. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht verloren gehen. Wir finden uns wieder in der Gemengelage einer gesellschaftlichen Transformation zwischen Klimakatastrophe, Ende der Wachstumsideologie, digitalem Wandel und sozialer Verunsicherung. Vieles wird sich verändern.
Liebe Lieder-Abonnent*innen, ich wünsche Euch, ein gutes neues Jahr 2021, mit einer optimistischen Perspektive und einem offenen, entspannten und kreativen Umgang mit allem Neuen, was da, ob wir wollen oder nicht, auf uns zukommt.
Dass wir uns nicht verloren geh‘n im großen Weltgetümmel Im rastlos rasend Einerlei von Menschentiergewimmel Dass wir uns nicht verloren geh’n, ich würd‘ es wohl bedauern, Wenn wir verborgen in uns selbst verblühten hinter Mauern
Mit herzlichen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Heute bekommt ihr die 6. Folge des Lieder-Abos. Halbzeit; … Pause, sozusagen! Laut Definition bezeichnet die Pause eine zeitlich begrenzte Unterbrechung eines vorgezeichneten Ablaufs. Ich kann mich noch sehr gut als Schüler an das Gefühl der Vorfreude auf die Pause während einer langweiligen Lateinstunde erinnern. Die Pause – Zeit zum Durchatmen, Zeit zum Reflektieren.
Der Pause im kulturellen Bereich kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Was wäre eine Vorstellung ohne Pause. In der Pause wird das Publikum von der Leine gelassen und darf endlich auch mal was sagen. Es werden Phrasen gedroschen, Termine vereinbart, Chancen abgewogen, Geschäfte abgewickelt, Nettigkeiten wie Gemeinheiten ausgetauscht, gelacht, gemeckert und kommentiert. Unter all dem Gewusel muss man sich jetzt auch noch mit spitzen Ellenbogen und vereinten Kräften zur Rotweintheke hindurchkämpfen. Das wahre Leben tobt eben nicht auf der Bühne, sondern im Foyer!
Und schon wird wieder, unter dem Geräuschpegel des kollektiven Gebrabbels, klug geschwätzt, wichtig getan, intrigiert, ignoriert und, last but not least, angebandelt. Ich möchte nicht wissen, wie viele heiße Liebesnächte der Pause einer vermurksten Theateraufführung geschuldet sind. Von daher: ein dreifaches Hoch auf die Pause!!!
Ich wünsche euch nun eine kleine, angenehme 5-Minuten-Pause mit dem „Pausenlied“.
Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Es ist schon wieder so weit: Lieder-Abo-Freitag. Heute gibt es ein Lied aus dem „zwischenmenschlichen Bereich“. Es trägt den Titel „Wie hättest du mich gern“ und stammt aus dem Kabarettprogramm „Liebeskummer für Fortgeschrittene“, mit dem ich über mehrere Jahre hinweg kreuz und quer über die Theater- und Kleinkunstbühnen des deutschsprachigen Raumes gezogen bin.
Heute ganz ohne Kommentar und Erläuterungen. Ich lasse das Lied einfach mal für sich selbst sprechen.
Viel Spaß beim Hören,
mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Wenn ich mir unseren Kater Charly angucke, wie er so da liegt, ausgestreckt in völliger Entspanntheit, … Er versteht es meisterhaft aus jedem Augenblick seiner Existenz das Optimum heraus zu holen.
Charly hat es sich mal wieder auf meinem Schoß gemütlich gemacht, lässt sich genüsslich kraulen und befindet sich, wohlig schnurrend, in einer seiner spontan abrufbaren Tiefschlafphasen. Für Charly gibt es keine Vergangenheit und keine Zukunft. Charly hat mal wieder vollkommen recht.
Wir dagegen haben zu tun. Wir sind geschäftig. Dieses und jenes wartet auf uns, tagaus - tagein. Und während wir „Dieses“ machen, denken wir schon über „Jenes“ nach, als würden wir die Hauptrolle in einem Film spielen, in dem die Tonspur einfach nicht mit dem laufenden Bild zusammenpassen will.
Charly weiß es besser. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Charly darüber nachdenkt, warum die selbsternannte „Krone der Schöpfung“, die sich „Mensch“ nennt, offenbar nichts anderes zu tun hat, als einen ausweglosen Kampf gegen die Zeit zu führen, den sie nur verlieren kann und dadurch allzu oft das „Wesentliche“ verpasst, denn: „Nie sind wir da, wo wir sind.“ Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Der französische Schriftsteller Victor Hugo schrieb im 19. Jahrhundert in einem Essay: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“
Das trifft wohl in besonderem Maße zu, wenn man ein Liebeslied schreiben will. Ein Liebeslied zu schreiben ist eine heikle Angelegenheit. Man begibt sich offenen Auges in ein Minenfeld. Überall lauern Kitsch und Klischees, abgedroschene Phrasen sowie verbrauchte Plattitüden, die der Sache, so sie ernst gemeint ist, im Handumdrehen den Garaus machen können. Ein kleiner falscher Tritt (sprich: falsches Wort, falscher Ton) und die ganze Kiste fliegt dir um die Ohren.
Nun denn: Hört selbst!
Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Das, was ihr da zu Beginn des neuen Liedes in der Abo-Folge 10 plätschern hört, ist der Bodensee. Im Sommer 2000 begab ich mich nach Konstanz, um dort im Studio meines langjährigen musikalischen Freundes Tobias Bücklein eine neue CD aufzunehmen. Während einer Aufnahmepause nutzte ich die Zeit zu einem Spaziergang auf der Seepromenade, setzte ich mich auf einen Baumstumpf am Ufer, blickte eine Weile aufs Wasser und notierte schließlich diese Zeilen in mein Notizheft:
Ich sitz‘ am See und lass‘ die Zeit passieren Gedanken kommen, gehen aus dem Sinn Versuche meinen Namen laut zu buchstabieren Damit ich nicht vergesse, wer ich bin
Daraus wurde dann das heutige Abo-Lied „Am See“, und die CD bekam den Titel: „Damit ich nicht vergesse, wer ich bin.“ Viel Spaß beim Hören!
Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
(Bertolt Brecht: „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens“)
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Wie man hört strebt der Mensch danach glücklich zu sein,
allerdings ohne zu wissen was das eigentlich ist, geschweige denn, wo er es finden oder wie er es erreichen könnte. Bei der Suche nach dem Glück steht der Mensch sich sehr oft selbst im Weg und ruft damit sein Unglück erst auf den Plan. Das Glück ist unbestechlich und entzieht sich jeder Form von Berechenbarkeit. Ein scheues Reh, das meist in unscheinbarem Gewande daherkommt. Es sind nur Momente, Sekundenbruchteile, kostbare Augenblicke, in denen uns vielleicht kurz mal einleuchtet, was wir auf der Welt zu suchen haben. Die gute Nachricht: Es gibt wesentlich mehr Glück als wir oft vermuten. Alles eine Frage der Perspektive und der Wahrnehmungsfähigkeit. In diesem Sinne: Lasst euch finden! Seid wachsam und viel Glück …
Mit musikalischen Grüßen,
Martin
Liebe Lieder-Abonnent*innen!
Wie schnell doch ein Jahr vergeht. Die „Corona-Zeit“ hat diesem Gefühl von Beschleunigung noch einmal zusätzlichen Schub gegeben. Wie dem auch sei: Heute gibt es die letzte Folge (Nr. 12) des „Lieder-Abos“. Mit dem „Kleinen Lied“ möchte ich mich von Euch verabschieden. Die Lieder sind auf meiner neu gestalteten Homepage auch weiterhin unter „Lieder-Abo“ jederzeit kostenlos abrufbar. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, die ihr den Liedern geschenkt habt. Dank auch für die vielen netten Rückmeldungen und Kommentare über die Monate hinweg. Haltet die Ohren offen für Töne und Zwischentöne.
Mit musikalischen Grüßen,
Martin